Nistklinker
-Die Story

Manuelle Fertigung der Hagemeister-Nistklinker

Hubert Rietmann
– eine Idee, die alles veränderte

Erdige Aromen umschwirren die Nase, es duftet nach Ton. Im Hintergrund läuft leise ein kleines Baustellenradio. Durch ein Fenster gelangen die letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres in die Formklinker-Manufaktur, einen kleinen, aber gut sortierten Werkraum im Herzen der Hagemeister-Werkshalle, von den Angestellten nur liebevoll „Formklinkerbude“ genannt. Dies ist das Reich von Hubert Rietmann.  

Geschickt und schnell sind seine Hände, gezielt bearbeiten seine Werkzeuge das weiche Material, in jeder seiner Bewegungen sieht man die Kunstfertigkeit, die es braucht, um Ton in etwas ganz Besonderes zu verwandeln.

Rietmann ist ausgebildeter Schlosser und seit fast 35 Jahren bei Hagemeister tätig. Erst war er Maschinenführer, dann, vor ca. 18 Jahren, begann er, Sonderanfertigungen und Formklinker von Hand herzustellen. Und das macht er bis heute.  

Mit einem Kaffee bewaffnet besuchen wir ihn in seiner Werkstatt und gehen der Geschichte einer einzigartigen Idee auf den Grund, die im Garten von Hubert Rietmann den Anfang nahm:

„Ich wohne in der hintersten Ecke von Coesfeld-Stevede“, erzählt er, „da ist es ruhig, da hörst du die Vögel noch zwitschern und kannst sie in Ruhe beobachten. Ich bin ein großer Naturfreund. Seit 35 Jahren bin ich im Gewässerschutz aktiv und seit einiger Zeit auch im Vogelschutz. In meinem Garten haben wir einiges getan, um den Vögeln der Umgebung Nistplätze zu bieten.“  

Hierbei sah Hubert Rietmann aber auch ein wachsendes Problem.

 

„Es hat mich schon lange beschäftigt, dass mit dem Abbruch älterer Häuser auch Nistmöglichkeiten für Vögel und Schlafplätze für Fledermäuse verloren gehen.
Denn moderne Neubauten haben eine fest geschlossene Gebäudehülle – was ja auch gut ist –, aber diese bieten den Tieren einfach keine Zuflucht mehr.
Und weil am Markt gängige Systeme wie vorgehängte Nistkästen oder Höhlen die Ästhetik der Fassade enorm beeinträchtigen, dachte ich über eine Lösung nach, die in die Fassade integriert ist.“ 

Die Idee des Nistklinkers war geboren. Ein Bauteil aus Klinker, welches ganz einfach mit in die Hausfassade mit eingebaut werden kann, aber zugleich eine Bruthöhle für Vögel und Habitat für Fledermäuse ist. Es sollte sich unauffällig in die Hausfassade integrieren und so die Optik des Hauses nicht stören.
Doch bis zum Prototyp war es noch ein weiter Weg. Mit beispiellosem Engagement informierte sich Rietmann in seiner Freizeit über die unterschiedlichsten Themen.

„Ich habe einfach alles gelesen – über die Beschaffenheit von Einfluglöchern, über die Möglichkeit von Revisionsklappen, selbst über eine selbstreinigende Fledermaushöhle habe ich nachgedacht.“ Seine Erfindung musste zudem auch allen Normen für Verblendwerk entsprechen, das machte es kniffelig.  

Nach unzähligen Stunden des Tüftelns und Probierens entstand ein Prototyp, der in enger Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden, Ornithologen und Fledermauskundlern optimiert wurde. Die erste Version eines Nistklinker-Typs wurde Anfang 2019 auf der internationalen Baufachmesse in München vorgestellt. Das Echo darauf war enorm. Nicht nur Architekten, auch Naturschutzverbände fragten an.

„Auch aus dem Ausland kommen immer mehr Interessenten auf uns zu“, erzählt Rietmann voller Stolz, „in den Niederlanden z. B. will man die Nistklinker gezielt für Meisen einsetzen, um mit ihnen den Eichenprozessionsspinner zu bekämpfen. Und auch für Privatleute können wir Lösungen anbieten – denn das Schöne ist, dass die Module des Nistklinkers auch nachträglich in jede Fassade eingebaut werden können. Jeder kann so seinen Teil dazu beitragen, den Artenschutz und die Artenvielfalt zu fördern.“ 

Mittlerweile gibt es sechs verschiedene, ausgearbeitete Nistklinker-Varianten für die verschiedensten Vogel- und Fledermausarten. Jedes einzelne Modul lässt sich in Farbe, Struktur, Format und Verband individuell erstellen.
Das geschieht in liebevoller Handarbeit von – Sie haben es vermutlich schon erraten – Hubert Rietmann.

„Auch, wenn ich nur drei oder vier Nistklinker an einem Tag schaffe, ich werde es nicht leid, diese Module herzustellen. Mein ganzes Herz hängt an diesem Projekt und ich freue mich über jeden Nistklinker, der fertig wird.“ Und wir freuen uns über unseren Mitarbeiter, der uns durch seinen Einsatz geholfen hat, einen weiteren Schritt in Richtung Naturschutz und Artenvielfalt zu gehen.  

Danke, Hubert.