Montevideo

Montevideo

Über dieses
Projekt

Lage: Rotterdam, Niederlande
Objekttyp: Wohngebäude
Architektur: ecanoo architecten bv
Architekt: Francine Houben (Delft)
Auftraggeber / Bauträger: NG Real Estate (Den Haag)
Objektsortierung
-Infos auf Anfrage.
Montevideo & Alt Berlin (WRF 210x110x62mm) ca. 57530 m²
Klinker Format Verklinkerte Fläche

Weltberühmt ist das Bild der auf einem Stahlträger sitzenden Bauarbeiter hoch oben über den Straßen von New York. Ein verklinkertes Hochhaus neben dem anderen entstand zu dieser Zeit und zusammen bilden sie noch heute einen Teil der Skyline, für die New York berühmt ist. Ein neues Wahrzeichen entstand nun mit einem einzigen, über 152 Meter messenden Hochhaus für die Stadt Rotterdam – gleich neben dem legendären Hotel New York und Sir Norman Fosters Komplex der „World Port Authorities“. Inspiriert durch die ersten amerikanischen Wolkenkratzer wählte Architektin Francine Houben von Mecanoo bewusst Form, Konstruktion und auch das Material – Klinker. Eine logistische Herausforderung, so wohl für die Bauausführenden, wie auch das beliefernde Klinkerwerk. Sollten doch die gelieferten ca. 10.000 qm Klinkerfassaden dem Gebäude einen lebhaft changierenden leuchtend-orange-roten Farbton verleihen – in kräftigem Kontrast mit anthrazitschwarzen Mauerwerksflächen.

Doch nicht nur die Fassade erinnert an Amerika, auch der Name und die Form des Hochhauses spielt auf die Vergangenheit des Wilhelmina Piers an. Die großen Passagierschiffe nach Südamerika legten hier ab und so benannte man das Gebäude nach einem Zielhafen: MONTEVIDEO. Wie auf einem dieser Ozeandampfer organisiert, befinden sich im Bauwerk die einzelnen „Wohn-Klassen“ und Funktionen auf verschiedenen Stockwerken. Der teuerste und großzügigste Wohnraum ist damit die oberste Etage (41. bis 43 Stockwerk). Als Penthouse ausgestaltet, mit einem eigenen Schwimmbad, das im Brandfall die Sprinkleranlage im gesamten Gebäude speist. Auf diesem „Gipfel des Luxus“ genießt man eine unvergleichliche Aussicht auf Maasmündung und Nordsee. Darunter bis zum 27. Stockwerk liegen die „Skywohnungen“ – der Teil der ca. 150 Miet- und Eigentumswohnungen des Turms, der durch seine gehobene Preisklasse und frei einteilbare Raumsituationen besticht. Mit dem Turm verbunden durch einen Fitness- und Bürotrakt erhebt sich aus dem östlichen Ende des Basissockelbaus (Geschäftszeilen und Cafés) ein neungeschossiger Block. In diesem Komplex befinden sich die so genannten „Wasserwohnungen“, die zum Teil 16 Meter über das Hafenbecken hinauskragen.

Die gesamte Gebäudehülle des Montevideo fällt durch den differenzierten Umgang mit Material und seiner Farbigkeit auf. Die Fassade vertikal gliedernd wirken die verwendeten Klinker und Höhenunterschiede der einzelnen Gebäudeabschnitte. Wie eingeschoben in den – in der Ansicht L-förmigen – orange-roten Grundbau erscheinen die dunklen Baukörper. Eine Verbindung zwischen beiden Farben schafft der verwendete Klinker (WaaldickFormat 210 x100 x 62 mm). Ca. 7% der schwarz-anthrazit-blaufarbenen Klinkersorte „Alt-Berlin“ der eingeschobenen Elemente wurden der orange-rot-bläulichen nuancierten „Montevideo-Sortierung“ beigemischt.

Für den Betrachter nach Fertigstellung nicht mehr sichtbar ist dagegen die starke konstruktive horizontale Dreiteilung des Gebäudes. In den unteren Geschossen aufgeständert auf einem rundum verglasten Stahltragwerk, besteht das Hochhaus darauf aufbauend bis zu einer Höhe von ca. 100 Metern aus einer massiven Stahlbetonkonstruktion, deren Fassade zu großen Teilen konventionell verklinkert ist. Spezielle Aufzug-Plateaus, auf dessen Größe die gelieferten Klinkerpaletten abgestimmt sein mussten, dienten den Verarbeitern zur Erstellung des Mauerwerks. Ab dem 28. Stockwerk bis zur Spitze des Gebäudes ist Stahl das tragende Element. Die Klinkerfassade besteht hier überwiegend aus vorgefertigten Klinker-Betonfertigteilen, die vom Stahltragwerk abgehangen wurden. Dieser konstruktive Aufbau spielt wie die Fassadengestaltung auf das Entwurfsthema Amerika-Holland an. Das Stahltragwerk im unteren und oberen Bereich des Gebäudes ist eine Hommage an die traditionelle Hochhaus-Bauweise der Amerikaner, während der aus einer Stahlbetonkonstruktion bestehende Mittelteil des Gebäudes für die holländische Bauweise typisch ist. „Montevideo“ entstand von unten nach oben „just-in-time“. Während in den obersten Stockwerken noch betoniert wurde, setzte man unten bereits die Fenster ein. Dementsprechend mussten auch die Hagemeister-Klinker zur rechten Zeit bereit stehen. Eine Pause in luftiger Höhe, wie sie die Bauarbeiter von damals in New York erlebten, wird aber ebenso in Rotterdam möglich gewesen sein.