OZW

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Über dieses
Projekt

Lage: Amsterdam, Niederlande
Objekttyp: Schule + Gesundheit + Sport
Architektur: Jeanne Dekkers Architectuur
Architekt: Jeanne Dekkers, Helga Snel, Peter Roodenburg, Frank Segaar
Auftraggeber / Bauträger: Freie Universität Amsterdam
Bauunternehmer: JP van Eesteren, Barendrecht
Objektsortierung
-Infos auf Anfrage.
Sortierung ,,OZW" ca. 19923 m²
Klinker Format Verklinkerte Fläche

Entwurf eines außergewöhnlichen Unterrichtsgebäudes auf dem Campus der VU an der De Boelelaan in Amsterdam – so lautete der Auftrag für Architektin Jeanne Dekkers und ihr Team. Das Ergebnis ist die Realisierung eines ins Auge fallenden Gebäudes mit einer warmen, humanen Ausstrahlung. Ganz eindeutig handelt es sich hier um ein Unterrichtsgebäude, das auf die Bedürfnisse seiner Nutzer zugeschnitten ist. Ein rundes, sanft geschwungenes Bauwerk, errichtet aus warmem dunkelrotem Klinker, das sich bewusst unterscheidet von den übrigen Gebäuden auf dem Campus aus den 60er und 70er Jahren mit ihren schlichten und dunklen Fassaden. Deutlich zu erkennen ist die Inspiration durch die Amsterdamer Schule. Architekten wie De Klerk und Kramer nutzten den Ziegel als vertrautes Material für ihre runden Formen. Die Klinker-Bauweise verstärkt die stattliche Ausstrahlung des Gebäudes und sorgt dafür, dass es sich harmonisch in sein Umfeld einfügt. Auch von Entwürfen des portugiesischen Architekten Siza und des japanischen Architekten Isozaki mit ihren runden Fassaden und der entsprechenden Anpassung der Materialien ließ sich Jeanne Dekkers inspirieren. Im OZW-Gebäude sind die Ausbildungsstätten für Pflege und Gesundheits wesen auf den unterschiedlichen Ebenen von Schule, Fachhochschule und Univer sität zusammengeschlossen. Entsprechend muss das Gebäude also adäquaten Raum bieten für eine große Bandbreite an Unterrichtsformen sowie deren Studenten, Mitarbeitern und unterstützendem Personal. „Kein Gebäude, dessen einzelne Elemente wie Schubladen gestapelt sind und dessen Aufzug einen direkt zum Ziel bringt, sondern ein transparentes Gebäude, durch das man buchstäblich hindurchsehen kann…“, erläutert Jeanne Dekkers.

Das Spannungsfeld zwischen den verschiedenen Atmosphären war bedeutend für Entwurf und Planung. Das Gebäude steht nicht allein auf dem Campus, sondern ist auch ein Bestandteil seiner städtischen Umgebung. In Zukunft soll hier die Bebauung der Südachse entstehen. Durch seine Höhe sucht das Gebäude eine Verbindung zu den bereits realisierten Hochbauten entlang der A10 und ist von der Stadt aus weit sichtbar. Der niedrige Teil ist „sanft“ dem Campus zugewandt. Die Fassaden bestehen aus durchlaufenden, geschwungenen Mauern in einer kegelförmig zulaufenden Form: die nach Süden ausgerichtete, breite rückwärtige Fassade geht mit einer Rundung über in die nach außen gebogene Westfassade und die leicht nach innen geschwungene Ostfassade. Beide Seitenfassaden treffen zusammen in der schmalen, runden und höheren Vorderseite an der De Boelelaan. Die durchgehende runde Form findet beim Dach ihre Fortsetzung. Das schräge Dach wurde unterbrochen durch Patios, die wieder in Verbindung stehen mit den nächstgelegenen Freiräumen des Gebäudes. Auf diese Weise dringt das Sonnenlicht von Süden tief in das Gebäude vor. Die Freiräume, an denen große Fenster aus den Fassaden hervorstehen, schaffen eine optische Verbindung zwischen den Stockwerken.

Das zentrale Foyer ist ein großzügiger Raum mit doppelter Höhe, den die Architektin als „Sockel“ bezeichnet. Der Sockel in den untersten Stockwerken ist transparent und spiegelt damit auch den öffentlichen Charakter der dahinter liegenden Räume wieder. Der Hörsaal im ersten Stockwerk – das Herzstück des Gebäudes – hängt frei im Foyer. Er ist insgesamt ein geschlossenes, kugelförmiges Element mit Eingang über den Flur des Zwischengeschosses. Der Innenraum, ausgekleidete mit Stoffbahnen, bietet für 120 Personen Sitzplätze. Auch der Masterplan für die Inneneinrichtung stammt von Jeanne Dekkers Architectuur. Mit dem hellen und lichten Interieur kontrastiert die robuste Klinkerfassade auf eine angenehme Weise. Die Grundfarbe der Räume ist ein frisches Grau. Das verleiht den Büros und Unterrichtsräumen eine weiche Atmosphäre. Geländer und Treppen wurden in Silber ausgeführt. Der Auftraggeber wünschte ein Gebäude mit eigener Identität. Auch sollte es möglich sein, der jeweiligen Nutzung Raum für Individualität zu lassen, ohne dabei die Harmonie des Gesamtbildes zu beeinträchtigen. In dem Gebäude erhält deshalb jedes Stockwerk eine eigene Akzent farbe, die an den freien Wänden fortgesetzt wird. Diese kommt auch im Gebäudekern mit den Aufzügen und Sanitärräumen zum Ausdruck. Die Farben verlaufen wie ein Regenbogen vom Erdgeschoss bis zum obersten Stockwerk. Auf diese Weise tragen die Farben einerseits zur Unterscheidung der Nutzung sowie zur Orientierung im Gebäude bei und anderer seits sorgen sie auch für die Geschlossenheit des gesamten Entwurfs. Die wellenförmigen Fassaden aus Klinker und der runde konventionell gemauerte Dachrand verleihen dem Gebäude einen massiven Charakter. Das wird verstärkt durch die Ausführung der schrägen Dachfläche mit klinkerfarbenden Platten. Die Dachrinne befindet sich in einer Aussparung hinter dem nicht ausgeformten Dachrand, genau wie die Glasreinigungs- und Aufzugsanlagen.

Um die gewünschte Ausstrahlung des Gebäudes sicherzustellen, stellte man hohe Anforderungen an die Qualität der Fassadenklinker. Es musste ein qualitativ hochwertiger und harter Stein verwendet werden, der unempfindlich gegen äußere Einflüsse ist. Die Entscheidung für Hagemeister lag auf der Hand. Im Klinkerwerk in Nottuln wählte Jeanne Dekkers Klinker verschiedener Farbfamlilien aus und nahm sie mit, um sie in Delft probeweise auszulegen. Letztendlich fiel die Wahl auf einen volumigen Klinker (Format 210 x100x100 mm) in Farbennuancen von orange-blau, dunkelrot und braun-blau. Durch die gemischte Verarbeitung der Klinker im Wilden Verband und nach festgelegtem Mischverhältnis entstand die beabsichtigte warme Ausstrahlung. Die Fugen sind sehr schmal gehalten und leicht zurückgesetzt, womit sie die gleichmäßigen Rundungen des Baukörpers betonen. Das Mauerwerk am Dach ist etwas ganz Besonderes. Hier genügte die ge spannte Maurerschnur nicht mehr, sondern es wurden Metallbögen benötigt, um die Klinker dreidimensional in der richtigen Rundung zu verarbeiten. Ein spezielles Detail an diesem insgesamt einmaligen Gebäude, das vielleicht sogar das Zeug zum späteren „Denkmal“ hat.

„Eine schöne Metapher für Pflege und Gesundheitswesen: sanft und human an statt Stahl und grau…“, meint Jeanne Dekkers.