Wohnanlage
Über dieses
Projekt
Lage: | Hamburg, Deutschland |
Objekttyp: | Wohngebäude |
Architektur: | Czerner Göttsch Architekten GmbH, Hamburg |
Auftraggeber / Bauträger: | Wohnbau GmbH, Bonn |
| Lübeck GT | Meißen GT | | DF (240 x 52 x 15 mm) | NF (240 x 71 x 15 mm) | ca. 3250 m² |
Klinker | Format | Verklinkerte Fläche |
Erst Handwerkerdorf, dann Industriestandort, jetzt Melting-Pot – der Hamburger Stadtteil Ottensen hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Direkt an der Elbe gelegen hat sich Ottensen seine Identität bewahrt und punktet jetzt als lebendiger und generationsübergreifender Ortsteil. An der Behringstraße, die den Stadtteil wie eine Lebensader durchfließt, entstand ein Wohnprojekt, das für Jung und Alt ein neues Zuhause bietet. Das Besondere: Das Team des Büros Czerner Göttsch Architekten GmbH aus Hamburg hatte die Aufgabe, die denkmalgeschützte Fassade eines Cafés zu erhalten. Hagemeister-Klinkerriemchen der Sortierungen Meißen und Lübeck im Dünnformat bilden einen Kontrapunkt zur geschwungenen Caféfassade und bieten dem Betrachter eine gelungene Synthese verschiedener Formensprachen. Ottensen war früher seiner Zeit weit voraus: Während sich Hamburg in der Neuzeit eher konservativ und bieder präsentierte, wurde der kleine Ort, der zeitweise sogar größer als Altona war, als „frei“ angesehen. Hier konnte man sich entfalten, neue Ideen gären lassen. Bis heute schmücken die Stadt, die seit 1938 zu Hamburg gehört, in regelmäßigen Abständen verzierte Fassaden der Jahrhundertwende die Wohnhäuser, Backsteinbauten zeugen vom Flair vergangener Jahrhunderte. Die Feuerwache, die lange Zeit an der Behringstraße stand, wurde in den 1980ern verlegt, seitdem wurde das Gebäude unterschiedlich genutzt. Unter anderem zog hier ein Café ein, dessen Fassade von einer Künstlerin nach Vorbildern und unter der kreativen Beratung von Friedensreich Hundertwasser selbst in dessen typischem organisch-verschnörkelten Stil geschaffen wurde. Die Auflage für das Team des Büros Czerner Götsch Architekten: Diese Fassade, die mittlerweile denkmalgeschützt war, musste erhalten bleiben. Gleichzeitig sollte sich das Gebäudeensemble in die Nachbarschaft einfügen und Schallschutznormen gerecht werden, da es direkt an einer Haupt-verkehrsstraße liegt. Die 6 Häuser mit 74 Wohnungen umschließen in einer U-Form einen begrünten Innenhof, der den Bewohnern eine freundliche Atmosphäre und Rückzugsmöglichkeiten bietet. Die differenzierte Fassadengestaltung mit unterschiedlichen Klinkern, Höhenstaffelungen, Vorund Rücksprüngen, Loggien und Dachterrassen lässt die Häuser lebendig wirken. Durch eine Interpretation ortstypischer Merkmale entstand ein hoher Wiedererkennungswert: „Die Materialwahl ist eine Hommage an traditionelle Materialien, die zeitgemäß definiert werden“, so die Dipl.-Ing. Architektin Karen Marx. Hagemeister Klinkerriemchen der Sortierungen Meißen und Lübeck unterstreichen die Individualität und Tradition der Gebäude. Im Dünnformat harmonieren sie in ihren rotbunten und sandfarbenen Changierungen mit den Faschen, die z. T. aus Feinsteinzeug gefertigt wurden, und den Fenster- und Balkonöffnungen. Gleichzeitig bilden sie einen modernen Kontrapunkt zur verschnörkelten Fassade des Hundertwasser-Cafés im Erdgeschoss. Die Fassade setzt die unterschiedlichen Formensprachen gekonnt in Szene und wirkt gerade durch die konträre Ausgestaltung harmonisch.
»Klinker-Baukunst in Ungezwungenheit mit einem ‚Augenzwinkern‘ führen zu einer langlebigen Aufwertung des Reviers, der lebendig strukturierte, hochwertige Klinker, ist vielfältig eingesetzt und schafft eine Synthese aus modernem, generationsgerechten Wohnungsbau und einem kulturell bedeutsamen Relikt mit öffentlicher Nutzung.«
Karen Marx, Dipl.-Ing. Architektin